Am vergangenen Brückentag ging es nach Tirol, um dort von Elbigenalp ausgehend die große Krottenkopfrunde zu begehen. Der Name der Tour legt es dabei schon nahe, dass das Hauptziel der Große Krottenkopf (2656 m) war, der mit dieser Höhe als der höchste Berg der Allgäuer Alpen gilt. Dieses Prädikat sorgt in Kombination mit demleichten Aufstieg über die Krottenkopfscharte dafür, dass man am Krottenkopf nicht gerade alleine ist und vor allen Dingen eine Übernachtung auf der Hermann von Barth Hütte (2131 m) rechtzeitig ankündigen sollte, sofern man diese Hütte in seine Pläne einbeziehen möchte. Zwar eignet sich die große Krottenkopfrunde mit rund 2300 Höhenmetern auf etwa 25 – 26 km verteilt auch für eine ausdauernde Eintagestour, aber wir zogen die gemütlichere und auf drei Tage verteilte Variante vor.
Elbigenalp – Bernhardseckhütte
Am Freitag fuhren wir aus der sonnigen Kurpfalz in das verregnete Tirol, wo wir in Elbigenalp unser Auto parkten (kostenfrei!) und danach zunächst noch trocken, dann in zunehmendem Regen vom Parkplatz mitten im Ort aus zur Bernhardseckhütte (1812 m) aufbrachen. Im Aufstieg sind auf etwa vier Kilometern rund 760 Höhenmetern zu bewältigen und wir waren froh, dass der Großteil des Weges bis zum Erreichen der Baumgrenze durch den Wald etwas vor dem Regen geschützt war. Die Hütte selbst befindet sich in etwa auf Höhe der Baumgrenze und auf den letzten ungeschützten und offenen hundert Metern wurden wir dann auch so richtig nass – Regenschutz hin oder her. Wir fanden in den Lagern Platz und das Abendessen war richtig gut. Für 19 EUR pro Person übernachtet man auf der Hütte, die privat betreiben wird, und bekommt dafür auch sein Frühstück.
Bernhardseckhütte – Großer Krottenkopf – Hermann von Barth Hütte
Nach unserem verregneten Aufstieg (von dem ich keinerlei Bilder habe) wurden wir an den nächsten Tagen mit Kaiserwetter belohnt. Schon morgens früh gab es einen herrlichen Blick über das Lechtal, das von Wolken bedeckt war. Allerdings muss ich an dieser Stelle „morgens früh“ etwas korrigieren, denn Frühstück gibt es auf der Hütte ab 7 Uhr – und das ist wie ich finde für ein Hüttenfrühstück doch eigentlich schon recht spät. Wer es entspannt angehen will: Das Frühstück gibt es bis 9:30 Uhr




Nun galt es den größten Teil der Krottenkopfrunde zu absolvieren, die wir übrigens entgenen der sonst üblichen Richtung liefen. Rund 14 km Strecke mit etwa 1320 Höhenmetern im Auf- und 1050 Höhenmetern im Abstieg. In einem weiten Bogen umrundet man das Bernhardstal und nimmt dabei den Großen Krottenkopf mit, bevor man die Hermann von Barth Hütte erreicht. Diesen zweiten Teil der Tagesetappe sieht man bereits vom Bernhardseck aus und im nachfolgenden Bild habe ich den ungefähren Verlauf der Route markiert. Den Großen Krottenkopf erreicht man von der Krottenkopfscharte aus, welche man auch im Abstieg erneut passiert, bevor man durch das Hermannskar läuft und südlich des Hermannskarturms (südlich der Marchspitze) in das Birgerkar gelangt. Von dort aus geht es über das Wolfebnerkar zur Hermann von Barth Hütte. Die Bilder lassen sich übrigens durch Anklicken ein wenig vergrößern.


Der Weg der Runde ist äußerst abwechslungsreich, denn es handelt sich um einen bunten Mix aus geschotterten Wanderwegen, mit Gras überwucherten Passagen oder auch um felsige Abschnitte, die zwar extrem leicht zu gehen sind, für den unsicheren Wanderer aber dennoch zusätzlich mit einem Drahtseil abgesichert wurden.

Vor dem Erreichen der Krottenkopfscharte (2350 m) hat man auf der Westseite von Ramstallspitze und Ramstallkopf noch einen schönen Blick auf die Ostseite der Mädelegabel und vor allen Dingen der Trettachspitze (auf nachstehendem Bild in mysteriöse Wolken gehüllt), deren Überschreitung in diesem Jahr ebenfalls noch auf meiner To Do Liste steht.

Von der Westseite der Ramstallspitze und des Ramstallkopfs aus sieht man auch auf die Südwestseite des Großen Krottenkopfs und auf die Krottenkopfscharte. Wer genau hinschaut erkennt auf nachstehendem Bild den Pfad, der sich zur Scharte schlängelt – zumindest der untere Teil im mit Gras bewachsenen Anstieg ist ansatzweise erkennbar.

Der Aufstieg zur Scharte war problemlos und erst zum Ende hin wurde es etwas weglos, aber immer noch sehr mit vielen roten Punkten markiert. Ohnehin ist zu sagen, dass die ganze Runde unheimlich gut beschildert oder mit Punkten markiert ist. Nach Erreichen der Krottenkopfscharte geht es in leichter Kraxelei (man muss also ein oder zweimal mit den Händen zupacken) hoch zum Gipfel.

Auf dem Weg dorthin ist sicherlich ein gewisses Mindestmaß an Trittsicherheit gefragt, aber es wird weder wirklich schwer, noch ausgesetzt. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum der Große Krottenkopf häufig und auch von Flachlandtirolern begangen wird.




Auf dem flachen und breiten Gipfel herrschte, wie man auf dem obigen Bild erkennen kann, mäßiger Andrang, so dass wir den Ausblick für eine ausgiebige Vesperpause nutzen konnten, bevor wir erneut zur Krottenkopfscharte abstiegen und uns von dort aus auf den Weg zur Hermann von Barth Hütte machten. Direkt an der Scharte geht es ab ins Hermannskar und dieses wird ohne groß an Höhe zu gewinnen oder zu verlieren durchquert, so dass man im Anschluss ins Birgerkar gelangt.



Bei Erreichen des Wolfebnerkars konnten wir vor uns die namensgebende Wolfebnerspitze (2432 m) sehen, die wir am letzten Tag besteigen wollten. Unter uns erblickten wir auch schon die Hermann von Barth Hütte und wir waren in Gedanken schon bei Apfelstrudel und Kaiserschmarrn…


… als wir plötzlich einen Helikopter am Himmel wahrnahmen. Dieser drehte eine Runde über dem Wolfebnerkar, näherte sich der Wolfebnerspitze und drehte ab, um wenige Sekunden später erneut anzufliegen. Dieses mal jedoch mit einer Person am Seil, die er auf einem Vorsprung an der Wolfebnerspitze absetzte. Das ganze wiederholte sich, bevor der Helikopter nach einem weiteren Bogen neben der Hermann von Barth Hütte landete.



An der Hütte angekommen erfuhren wir, dass eine Klettererin sich bei der Begehung der Geraden Südwand (5), auch Baderführe genannt, den Fuß gebrochen und einen Notruf abgesetzt hatte. Nach kurzer Zeit hebte der Helikopter auch erneut ab, holte zunächst den ersten Bergretter samt der Verunglückten und dann den zweiten Bergretter ab. Der Verunglückten schien es sehr gut zu gehen, denn die Bergretter und die Verunglückte nutzen die Gelegenheit zu einer intensiven Fotosession mit zahlreichen Selfies. So ein Hubschrauber ist schon ein tolles Motiv… Glück gehabt! An dieser Stelle übrigens meinen größten Respekt vor den Einsatzkräften: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es Menschen gibt, die ihr eigenes Leben riskieren, um unseres zu retten! Im Übrigen: Wer bei Bergrettung aus Alpinrouten an weite Stürze denkt, der irrt: Der Sturz, der zur Verletzung des Sprunggelenks führte, reichte gerade einmal drei Meter weit…
Auf der Hütte verbrachten wir einen angenehmen Abend bei guter Verpflegung. Natürlich wurde das Spiel des abends, Deutschland gegen Ghana bei der Fußball WM, thematisiert, aber der Hüttenwirt stellte mit einem Schmunzeln klar, dass der DAV wohl angeblich verbreitet hätte, auf den Hütten dürfe das Spiel nicht übertragen werden. Weder in Bild, noch Ton. Der Stimmung tat dies keinen Abruch, denn der Wirt Harald griff zum Akkordeon und sorgte für echte Hütten- statt Stadionatmosphäre.
Hermann von Barth Hütte – Wolfebnerspitze – Elbigenalp
Am nächsten Tag, nach erneut spätem Frühstück ab 7 Uhr, machten wir uns fertig und auf den Weg die Wolfebnerspitze zu besteigen. Diese liegt in unmittelbarer Nähe zur Hütte (obige Bilder zeigen das ganz gut) und auf dem Normalweg kann man die Spitze in weniger als einer Stunde erreichen.

Von der Hütte aus erreicht man zunächst einen Sattel südlich der Spitze – und als ich die Kletterer in der Wand erblickte, juckte es mich plötzlich in den Fingern. Auf einen direkteren Weg als den Normalweg hätte ich bei dem Anblick auch Lust gehabt, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben…


Auf dem Weg zum Gipfel gibt es zwei etwas schwerere Stellen: Eine etwas abdrängende und leicht ausgesetzte, aber dafür kurze Passage im Bereich II+, sowie kurz vor dem Gipfelkreuz eine Rinne im Bereich III-. Letztere ist weniger ausgesetzt, aber die Griffe sind vielleicht für alle die nicht klettern ab und zu ein wenig versteckt.


Wir erreichten den Gipfel zügig, konnten ihn aber nicht so ganz genießen, denn es zogen von Norden ein paar Wolken auf und es ging doch ein recht ordentlicher Wind, der uns gut abkühlte. Aber den Blick nach unten auf die Hermann von Barth Hütte, sowie die Bernhardseckhütte und den Weg des Aufstiegs im Hintergrund lohnten sich.


Wir stiegen zügig zurück zur Hermann von Barth Hütte ab, legten dort einer Bank der Terasse ein kurzes zweites Frühstück ein und dann ging es weiter in Richtung Elbigenalp. Insgesamt ging es in diesem letzten Abschnitt unserer Runde knapp 400 Höhenmeter auf und 1425 Höhenmeter ab.



In Elbigenalp beendeten wir unsere Runde und starteten die Heimreise an, zurück in die immer noch sonnige Kurpfalz. Abschließend kann ich die große Krottenkopfrunde für Bergwanderer wirklich empfehlen. Sie ist abwechslungsreich, technisch und konditionell nicht zu schwer und mit der Wolfebnerspitze kann man sich noch einen schönen Gipfel in netter Kraxelei als Bonus sichern, den ich persönlich auch schöner als den Krottenkopf fand. Zumindest wenn man die Normalwege vergleicht. Die Tour im Überblick:
- Elbigenalp (1080 m) – Bernhardseckhütte (1812 m): Bei gemütlichem Tempo rund 1:45 h:mm mit 730 Höhenmetern im Aufstieg. Leicht zu gehen, weil auf Fahrwegen.
- Bernhardseckhütte (1812 m) – Großer Krottenkopf (2656 m) – Hermann von Barth Hütte (2131 m): Ohne Eile inklusive Pausen rund 7:45 h:mm, 1320 Höhenmeter im Auf- und 1050 Höhenmeter im Abstieg. Teilweise auf Wanderwegen, teilweise auf grasigen Pfaden. Aufstieg von der Krottenkopfscharte zum Gipfel erfordert Trittsicherheit und man muss auch mal mit der Hand etwas zugreifen, aber der Weg ist gut markiert und leicht zu gehen. Achtung bei den ersten Metern unterhalb der Krottenkopfscharte, hier kann Altschnee noch etwas Vorsicht erforderlich machen.
- Hermann von Barth Hütte (2131 m) – Wolfebnerspitze (2432 m) – Elbigenalp (1080 m): Bei normalem Tempo etwas weniger als eine Stunde auf den Gipfel und insgesamt inklusive aller Pausen 4:30 h:mm zurück ins Tal, mit 400 Höhenmetern im Auf- und 1425 Höhenmetern im Abstieg. Bei der Besteigung der Spitze zwei Kletterstellen, II+ und leicht ausgesetzt, sowie III- in einer Rinne. Ins Tal auf Wanderwegen.
- Die Tour hat insgesamt rund 2300 Höhenmeter und erstreckt sich über 26 km – damit kann man sie auch mal an einem Tag machen.
- Die Hermann von Barth Hütte wird besonders an den Wochenenden gut frequentiert – besser reservieren!
- Beschreibung: Michael Pröttel: Bruckmanns Tourenführer Wochenendtouren in den Nordalpen. Allgäu, Berchtesgaden, Tirol. sowie in umgekehrter Richtung und ohne Wolfebnerspitze auch bei tourentipp.de
- Kartenmaterial: Alpenvereinskarten Nr. 2/1 und 2/2 – Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost und West, 1: 25.000 – die Tour läuft wirklich genau über die Grenze der beiden Karten hinweg…
Nachstehend noch der Verlauf der Tour, allerdings nicht als Track, sondern als Route in der Karte eingetragen.
In diesem Sinne
Martin